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Wer entwickelte den ersten NVIDIA-Grafikchip und wo wurde er produziert?

Der erste NVIDIA-Grafikchip (NV1) wurde nicht in den USA gefertigt, sondern extern von STMicroelectronics – ein Ansatz, den viele Fabless-Chipdesigner bis heute verfolgen.

Kurzantwort

Der erste NVIDIA-Grafikchip namens NV1 wurde 1995 von NVIDIA Corporation entwickelt. Die Fertigung erfolgte durch externe Halbleiterhersteller (Foundries), insbesondere SGS-Thomson Microelectronics (heute STMicroelectronics) unter Nutzung von Fertigungsstandorten in Europa und Asien.

Der erste NVIDIA-Grafikchip: Ursprung, Entwicklung und Produktion

NVIDIA gilt heute als einer der führenden Hersteller von Grafikprozessoren (GPUs) weltweit und ist maßgeblich für Innovationen im Bereich der grafischen Datenverarbeitung, des High-Performance-Computings und der künstlichen Intelligenz verantwortlich. Doch wie begann diese Erfolgsgeschichte? Und wer entwickelte eigentlich den allerersten NVIDIA-Grafikchip, wo wurde er produziert – und welche Rolle spielte er in der IT-Geschichte?

In diesem Artikel beleuchten wir die Entstehung des ersten Grafikchips von NVIDIA, werfen einen Blick auf das Team dahinter, die verwendeten Fertigungstechnologien und die strategischen Entscheidungen, die NVIDIA bereits in den frühen Tagen traf.

Die Gründung von NVIDIA

NVIDIA Corporation wurde im April 1993 von drei Unternehmern gegründet:

  • Jensen Huang (damals bei LSI Logic und ehemaliger AMD-Mitarbeiter)
  • Chris Malachowsky (elektrischer Ingenieur bei Sun Microsystems)
  • Curtis Priem (Designer bei Sun und bekannt durch die Entwicklung des ersten Grafikchips von Sun)

Die Vision hinter NVIDIA war klar: einen dedizierten Grafikprozessor (GPU) entwickeln, der leistungsstärker als herkömmliche 2D-Beschleunigerkarten ist und sowohl 2D als auch 3D-Funktionen auf einem Chip integriert.

Der erste Meilenstein: NVIDIA NV1

Einführung des NV1 im Jahr 1995

Der erste Grafikprozessor von NVIDIA war der NV1, der im Jahr 1995 auf den Markt kam. Dieser Chip war eine einschneidende technische Innovation seiner Zeit, da er mehrere Funktionen in einem einzigen System-on-a-Chip (SoC) vereinte:

  • 2D- und 3D-Grafikbeschleunigung
  • Sound-Prozessor mit MIDI-Unterstützung (unter Verwendung eines integrierten Soundblasters)
  • Gamepad-Controller-Unterstützung (kompatibel mit Sega Saturn)
  • PCI-Schnittstelle

NV1 Spezifikationen

  • Fertigungstechnik: 500–600 nm CMOS Technologie
  • Hersteller: SGS-Thomson Microelectronics (heute STMicroelectronics)
  • Taktrate: 75 MHz (GPU), 60 MHz RAMDAC
  • Speicher: Bis zu 4 MB VRAM (EDO-RAM)
  • Schnittstelle: PCI 2.1
  • API-Support: Proprietäre Quadratic Texture Mapping (QTM) als Rendering-Methode

Der NV1 war damit nicht nur ein Grafikchip, sondern ein Multimediaprozessor.

Wo wurde der NV1 produziert?

Design vs. Fertigung

NVIDIA war von Beginn an ein fabless Unternehmen. Das bedeutet, dass NVIDIA zwar das Chipdesign im eigenen Haus entwickelte, die Herstellung der Siliziumchips jedoch an externe Halbleiterfertiger – sogenannte Foundries – ausgelagert wurde.

Der erste NV1-Grafikchip wurde durch SGS-Thomson Microelectronics gefertigt, einem Unternehmen mit Halbleiterproduktionsstätten in Europa (Frankreich, Italien) und zunehmend auch in Asien (Malaysia, Singapur, China). Die genaue Fertigungsstätte ist nicht öffentlich dokumentiert, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass asiatische Werke den größten Teil der Volumenproduktion übernahmen.

Besonderheiten und Herausforderungen des NV1

Trotz seiner Innovationskraft hatte der NV1 kommerzielle Schwierigkeiten:

  • QTM statt Polygon-Rendering: NVIDIA setzte auf quadratische Texturabbildung anstelle von Dreiecks-Polygonen, dem heutigen Industriestandard.
  • Geringe Kompatibilität: Der NV1 war inkompatibel mit der neu eingeführten Microsoft Direct3D API, was zu mangelhafter Softwareunterstützung führte.
  • Hoher Preis: Durch die Integration mehrerer Komponenten in einem Chip war der NV1 relativ teuer.
  • Sega-Saturn-Kompatibilität: Der Fokus auf Sega Saturn-Gamepad-Kompatibilität erwies sich als Fehlinvestition, da der Saturn kein durchschlagender Erfolg war.

Diese Faktoren führten dazu, dass der NV1 von Marktführern wie der 3dfx Voodoo Graphics schnell verdrängt wurde.

Technologischer Einfluss des NV1

Trotz geringer Marktpräsenz hatte der NV1 erheblichen Einfluss auf die spätere Produktentwicklung:

  • Erfahrungen mit 3D-Grafikpipelines und Speicherarchitektur
  • Erkenntnisse über die Bedeutung offener Grafikstandards (Direct3D, OpenGL)
  • Wegweisende Entscheidung, sich vollständig auf 3D-Grafik zu konzentrieren

Aufstieg nach dem NV1 – Konsequenzen und Neuausrichtung

Nach dem mäßigen kommerziellen Erfolg des NV1 traf NVIDIA die strategisch kluge Entscheidung, eine komplett neue Architektur (NV3) zu entwickeln, die Direct3D-kompatibel war und sich auf leistungsorientiertes Polygon-Rendering konzentrierte.

Das mündete 1997 im bahnbrechenden Produkt RIVA 128, das deutlich erfolgreicher war und NVIDIA als ernsthaften Wettbewerber gegen 3dfx, Matrox und ATI positionierte.

Seitdem entwickelte sich NVIDIA rasant:

  • 1999: Einführung des Begriffs „GPU“ mit der GeForce 256 – erste GPU mit Hardware Transform & Lighting
  • 2000er: Marktführerschaft im Consumer- und Workstation-GPU-Segment erreicht
  • 2020er: Marktführer für Rechenzentren, KI-Beschleuniger und High-End-Rendering (RTX, DLSS)

Fazit: Einfluss des NV1 auf die GPU-Industrie

Der erste NVIDIA-Grafikchip, der NV1, wurde 1995 ins Leben gerufen, von einem talentierten Gründerteam entwickelt und durch externe Fertigungspartner wie SGS-Thomson (STMicroelectronics) hergestellt. Obwohl das Produkt kommerziell hinter den Erwartungen zurückblieb, stellt es einen fundamentalen Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte von NVIDIA und dem heutigen GPU-Markt dar.

Es zeigt, wie wichtig Iterationen, technologische Experimente und eine klare Vision in der Elektronikindustrie sind. Die aus dem NV1 gewonnenen Lehren ebneten den Weg für all jene NVIDIA-Technologien, die heute in Gaming, KI, Cloud Computing und HPC verwendet werden.

Bonus: Was wir aus dem NV1 lernen können

  • Innovation braucht Mut, aber auch Marktverständnis
  • Proprietäre Systeme ohne Standardunterstützung haben es schwer
  • Frühzeitige Fehler können als Erfahrung Kapital in der Zukunft liefern
  • Strategische Partnerschaften mit Foundries sichern Markteintritt

Historische Relevanz

Heute gilt der NV1 als wertvolles Sammlerstück und technisches Unikat – ein Zeugnis für den Beginn der GPU-Revolution, die unseren digitalen Alltag heute prägt.

Quellen

  • NVIDIA Unternehmensgeschichte – official site
  • RetroGPU-Archive: NV1 Spezifikationen & Benchmark-Daten
  • Interviews mit Jensen Huang (GTC Keynotes)
  • Datenblätter von SGS-Thomson Microelectronics (1995)

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